KEN. Willard Carroll Smith Jr. (* 1968) unterhielt seine Familie und Schulklassen mit frechen Reimen. Da es dazu die passende Musik gab, wurden daraus professionelle Rapp-Auftritte im Übergang zum TV-Serienstar. Darauf folgte der Sprung auf die Leinwand. Hip-Hop und Film: die großen Kapitel der Autobiografie »Will«.
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Es wird zu Gold, was der berühmteste zeitgenössische Sohn Philadelphias in die Hände nimmt. Die Disziplin dafür verdankt Will Smith Daddio, seinem Vater, der sich mit Kühleis und der Wartung von Kühlschränken behauptete. Vor der Strenge, Trinkerei und Gewalt dieses umtriebigen Unternehmers fürchtete sich der Sohn am meisten. Andererseits spornte das ihn an.
Will Smith schreibt, er sei immer ein Feigling gewesen. Das klingt wie im Stuhlkreis der Tiefpunkt einer Heldenreise, die inzwischen in jede nennenswerte Autobiografie gehört. Die einen zerbrechen daran, andere werden Megastars und kompensieren ihre Ängste mit Projekten auf der Bühne. Der Teenager und junge Twen Will Smith punktete mit Hip-Hop und als Serienstar in »Der Prinz von Bel Air«.
Nachdem das nicht mehr genügte, folgte Hollywood mit Blockbustern. Will Smith spielte unter anderem in »Bad Boys«, »Men in Black«, »I, Robot«, »Independence Day«, »Hancock«, »Wild Wild West« und verkörperte in »Ali« den größten Boxer aller Zeiten.
Der Gegenpart zum Vater war seine belesene Mutter. »Mom-Mom« hätte Will Smith gerne auf der Highschool und in einem akademischen Beruf gesehen. Das wäre zudem im Sinn seiner Großmutter Gigi gewesen. Die fromme Frau nordete ihren Enkel weise ein, wenn er – wie zuvor Daddio – seine Umgebung mit seiner Zielstrebigkeit überforderte.
Will Smiths Lebensziel stand schon früh fest. Er würde der beste Rapper, der beliebteste Serienheld und der finanziell erfolgreichste Darsteller sein. Selbst inflationsbereinigt gelang ihm das. Zusätzlich hagelte es 47 namhafte Preise und über 90 Nominierungen.
Während der Ruhm zunahm, entfremdete der Megastar sich immer weiter vom richtigen Leben. Eine Reise ohne Arbeit, Gefolge mit Friseur, Koch und Management? Für ihn undenkbar. Seine Anhänger lauern ihm fast überall auf und sind bereits, wo er erst hinwill. Andererseits nutzte Will Smith jeden Rummel für die nächste Windung in der Erfolgsspirale.
Wie ein Süchtiger zahlte der Megastar dafür einen Preis. Seine Beziehungen zu Frauen zerbrechen. Den Familienmenschen und fürsorglichen Vater muss ihm bei seiner engen Taktung niemand abnehmen. Seine Stiftung für Familien in schwierigen Situationen wirkt wie eine Entschädigung für etwas, dass er selbst nie leistete. Will Smith präsentiert sich nahezu fleckenlos.
Den liebenswürdigen Prinzen zeigt der Bildteil in einer vor allem schwarzen Welt. Spätestens seit seiner Begegnung mit Nelson Mandela ist Will Smith der beliebteste Filmstar in Afrika.
Aus dem perfekten Leben scheinen die unmöglichen Missionen herausgeschnitten zu sein. Über die vermutete Freundschaft zu Tom Cruise erfahren wir nichts. Dabei wird Will Smith seinetwegen eine Nähe zu Scientology nachgesagt. Er spendete der Organisation immer wieder größere Summen, was er auch für andere Glaubensrichtungen täte, sagt er entschuldigend an anderer Stelle.
Im weitesten Sinn religiös wird es in »Will« nur in den Abschnitten mit Großmutter Gigi. Weiße Kollegen wie Tommy Lee Jones, sein Partner in »Men in Black«, erscheinen in dem Buch kaum.
Über lange Passagen wirkt der Text wie flott gerappt, dann folgen episch erzählte Kapitel. Das mag daran liegen, dass Mark Manson an der Autobiografie mitschrieb. Der gebürtige Texaner erschien zuvor mit Selbsthilfebüchern in Bestsellerlisten. Vor allem Frauen kritisierten ihn für seinen gar zu markigen Stil mit viel »Fuck«. Immerhin repräsentiert Mark Manson als Mittäter in diesem Lebensbericht den weißen Teil der Welt von Will Smith.
Das könnte ein Thema für die nächsten Therapiestunden mit Michaela Boehm sein. Die Psychologin firmiert in Zürich und hat, so ihr berühmter Patient, einen österreichischen Akzent, der »allem, was sie sagt, eine psychoanalytische Glaubwürdigkeit verleiht«. Sie nennt sich »Tantra Coach der Stars« wie Gwyneth Paltrow oder eben den Mann aus Philadelphia, die der eigene Ruhm überfordert.
Zumindest ließ Will Smith sich auf die Therapeutin ein und ging endlich seine frühen Angstthemen an. Darüber hinaus hat er alles erreicht, was auf seiner Wunschliste für dieses Leben stand.
Ein Beitrag von www.buecher-blog.net.
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