KEN. Stephen King widmet dieses Buch seinen Enkeln. Kinder seien in seinen bisherigen Werken unterrepräsentiert, meint er. In »Das Institut« spielen sie die Hauptrolle – mit ihrer Unschuld, ihrer Frühreife und mit dem zwölfjährigen Überflieger Luke Ellis. Der ist oft genug ein gar zu erwachsen sprechender Retter von Kindern gegen ein ebenso geheimes wie wahnsinniges Projekt.
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Telekinese bedeutet, Materie mit Gedankenkraft zu verändern oder zu bewegen. Telepathie bedeutet, Gedanken zu lesen und zu verändern. Angenommen, beides gäbe es wirklich, wie die Forschung nachzuweisen versucht. Könnte man dann telekinetische oder telepathische Fähigkeiten von hochbegabten Kindern wie die Schwarmintelligenz von Bienen bündeln, um Terroristen und Despoten auszuschalten? Wäre das politisch und moralisch auch dann gerechtfertigt, wenn dazu Kinder missbraucht und anschließend als geistig leere Hüllen im Ofen des institutseigenen Krematoriums verschwinden?
Luke Ellis ist eines dieser hochbegabten Kinder. Er lernt rasend schnell und spielt nebenbei genial Schach. Trotzdem ist er eines Tages vollkommen verloren, als er fernab von Zuhause in einer Kopie seines Kinderzimmers aufwacht. Hinter der Gardine fehlen die Fenster. Zudem sind Details, die nur er kennt, ebenfalls anders.
Er wurde entführt und vermutet schon bald richtig, dass die Täter seine Eltern ermordet haben. So geht es auch anderen Kindern im Institut, dessen Betreiber, Ärzte und Pfleger die Fähigkeiten der Kinder für eigene Ziele bündeln. Das Ganze geschieht in Maine in einem geheimen Gebäudekomplex mit mehreren Trakten und unterirdischen Ebenen.
Wenn die kindlichen und jugendlichen Rekruten irgendwann im »Hinterbau« landen, kehren sie nach den Beteuerungen der Institutsleitung mit gelöschten Erinnerungen zu ihren Eltern zurück. Das ist die offizielle Version. So dumm, das zu glauben, sind jedoch nicht einmal die jüngsten Gefangenen des Instituts. Die Kinder werden körperlich und geistig gefoltert.
Luke Ellis kann gerade einmal Pizza-Backbleche mit Gedankenkraft bewegen und ist damit telekinetisch unter dem Durchschnitt seiner Mitinsassen. Schon bald nimmt er die Herausforderung an und nutzt seine analytische und strategische Begabung, um sich dem Institut als ernstzunehmender Gegner zu stellen. Am Ende geht es um das Überleben seiner Freunde und das der gesamten Welt.
Stephen King lässt keinen Zweifel daran, dass man nicht alle Tassen im Schrank haben muss, um Präsident der USA zu werden. Trotz Donald Trump hofft er, dass die Welt für die nächsten Generationen bestehen wird, wenn viele Gleichgesinnte der Enkelgeneration das entscheidende mentale Summen erzeugen, um den zerstörerischen Wahn der Mächtigen abzuwenden. – Schön wäre das!
»Das Institut« enthält in diesem Sinn eine spannende Vision, die zum Greta-Thunberg-Zeitalter passt: Nur wenn die Generation der heutigen Jugendlichen für eine ökologische Revolution zusammenhält und sich gegen die verlogenen Argumente von Wirtschaft und Politik wehrt, kann diese Welt überstehen.
Auch Luke Ellis und seine Freunde müssen eine Lösung finden, um zu überleben und einen Beitrag gegen das unmoralische Jetzt zu leisten. Das entwickelt »der King« mit den bewährten Mitteln und überzieht sie manchmal bis in das Reich der vorhersehbaren Action.
Ausdrücklich verbeugt er sich damit vor der erfolgreichen TV-Serie »Stranger Things«, die sich als eine Hommage an ihn selbst versteht. Stephen King hat diese Ehrung verdient und gibt sich mit seiner Antwort bescheiden.
Vielleicht deshalb endet »Das Institut« nicht etwa auf Seite 763, wenn »Das Institut« schließt. In der »Nachbemerkung« stellt uns Stephen King einen seiner langjährigen Begleiter vor: Russ Dorr.
Der einzige Helfer in einer Gemeinschaftspraxis von drei Ärzten empfahl dem King und seiner Familie bei Fieber einst »nur klare Flüssigkeiten«: Gin und Wodka. Als Stephen King und Russ Dorr darüber ins Gespräch kamen, entstand daraus eine Freundschaft, die nach über 40 Jahren im Herbst 2018 mit dem Nierenversagen und dem Tod des medizinischen Fachberaters und Rechercheurs endete. »Ich vermisse dich, Kumpel«, schreibt Stephen King.
Kumpel ist in »Das Institut« ein verbranntes Wort. Aber für Russ Dorr passt es offenbar. Stephen King zieht den Hut vor einem guten Geist, der mit seinen Recherchen so manchen seiner Bestseller bereicherte.
Auch nach 400 Millionen verkaufter Bücher ist Stephen King seinen Lesern und Helfern noch immer ganz nah. Er schreibt mit über 70 weiter ganz bewusst für diejenigen, die ihn erfolgreich gemacht haben. Die Leser von »Das Institut« werden das bestätigen können.
Ein Beitrag von www.buecher-blog.net.
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