KEN. Joe Hill bedankt sich im Abspann unter anderem bei seinem Psychotherapeuten für die Betreuung während der vier Jahre Schreibzeit an diesem Buch. Den hat er wohl gebraucht. Seine Begabung als Autor hat er dagegen von seinem Vater geerbt: Stephen King. Von dem habe er heftig geklaut, sagt Joe Hill. Ein bisschen merkt man es »Fireman« an.
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Da gibt es also Dragonscale, nicht wirklich ein Virus, sondern eher einen Pilz. Und der verändert seine Wirte so, dass sie schon bald Feuer spucken und explosionsartig in Flammen aufgehen. Doch es gibt möglicherweise Menschen in sektenähnlichen Strukturen, die irgendwie damit umgehen können. – Die Hoffnung stirbt auch in »Fireman« zuletzt.
Joe Hill hat sich mit diesem Titel nach vier Jahren Schreiben als New York Times Bestseller-Autor zurückgemeldet. »Christmasland«, an das ich mich erinnere, war auch recht gut. »Fireman«, gebacken auf knapp 950 Seiten, brennt sich ebenfalls nach einer Weile unter der Leselampe ein. Dragonscale flambiert seine Träger, darunter die aufopferungsbereite Krankenschwester Harper Grayson. Ihr Partner Jakob, von dem sie schwanger ist, gerät sofort in eine hypochondrische Panik, als er sich von ihr angesteckt fühlt: Jakob macht danach mit seinem Lastwagen Jagd auf die »Burner«.
Eine andere Art, mit der Pandemie umzugehen, hat John Rockwood. Der Steinhölzerne hat sich in seinem früheren Leben für Pilze interessiert und möglicherweise einen Weg gefunden, mit Dragonscale zu kommunizieren und den Pilz zu kontrollieren. Aber er hat sein ganz eigenes Päckchen zu tragen, so dass er ständig zwischen dem Schutz seines Geheimnisses und denen entscheiden muss, die ihm sein Wissen abjagen möchten.
Soweit bis hier.
Harper Grayson wird um ihr Werdendes kämpfen, der »Fireman« bleibt immer wieder unnahbar, eine verschworene Glaubensgemeinschaft muss um Loyalitäten und gegen Verräter kämpfen. Es gibt viele Böse, die gerade nicht anders können. Und viele Gute, die sich am Rand des Weltuntergangs behaupten wollen. – Bei einem Virus wie Dragonscale geht es auf jeden Fall heiß her.
Ich habe diesen Joe Hill durchgehalten und bereue das auch nicht. Für die Nachbereitung brauche ich keine Psychotherapeuten wie der Sohn des Kings beim Schreiben – jedenfalls hoffe ich das. Wenn ich mich in die Atmosphäre des Buchs hineinzoome, lande ich bei tagesaktuellen Ereignissen und dem Flächenbrand, den gar zu viele beim Zündeln einfach in Kauf nehmen. Ob die gerade mehr Verstand haben als Jakob, oder ob sie einfach nur ihre eigene Endlichkeit auf ein spektakuläreres Niveau heben wollen, um sich rücksichtslos in die Geschichtsbücher einzugravieren?
Vielleicht ist ein bisschen Paranoia nach Joe Hill und »Fireman« gar nicht so verkehrt. Sein Buch verschiebt einen weit verbreiteten und aktuellen emotionalen Zustand der Angst und des Schreckens in das Reich der Phantasie. Schön wäre es, wenn dieser Zustand einfach dort bleiben würde. Aber soviel Vorstellungsvermögen hat nicht einmal Joe Hill.
Ein Beitrag von www.buecher-blog.net.
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