KEN. Mitte der 1970er Jahre legte ein Schulfreund auf seiner nagelneuen Stereoanlage »Goodbye Yellow Brick Road« auf. Zwanzig Jahre davor war Elton John (*1947) von seinen eigenen Helden auf Schellack genau so fasziniert. Er hatte längst einige Meter Kokain geschnupft und regelmäßig versucht, sich das Leben zu nehmen. In »Ich« beschreibt er, wie es bis zu seiner Abschiedstour 2018/2019 weiterging.
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Elton John war sein ganzes Leben lang bewundernswert kreativ. Einen Großteil davon, wie er zugibt, unter dem Einfluss von Alkohol und Kokain. Doch er hatte auch ohne den Stoff, aus dem viele seiner späteren Träume wurden, Talent. Reginald Kenneth Dwight, so sein Geburtsname, konnte nach einmaligem Hören jede Melodie auf dem Klavier nachspielen. Da musste was draus werden.
Autobiografie eines der erfolgreichsten Solokünstler
Der Zufall wollte es, dass er 1967 trotzdem ein Vorspielen verpatzte. Danach tat er sich mit dem Texter Bernie Taupin zusammen. Damit begann eine fünfzig Jahre dauernde Ära, in der Elton John immer wieder die Spitzenplätze in den Hitparaden füllte und die Entwicklung seiner Lieder in den Charts studierte wie Börsianer die Aktienkurse.
Elton John hatte sich längst öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt, als er 1984 bis 1988 mit der Deutschen Renate Blauel verheiratet war. Die Beziehung war weitestgehend vor den Medien geschützt und wird von Elton John auch in seiner Autobiographie respektvoll behandelt. Offen schreibt er dagegen über seinen erschöpfungsbedingten Zusammenbruch, über seinen Entzug, seine Kaufsucht, den Bankrott durch falsches Management und allem Weiteren, von dem Rockmusiker zu glauben scheinen, dass es zu ihrem Job dazugehört.
Elton John war mit den Größen seiner Zeit stets freundschaftlich auf Augenhöhe: John Lennon, Rod Steward, Aretha Franklin. Sogar sein Idol Ray Charles gehörte dazu, dessen Schallplatten er sich als Teenager kaufte. Oder Gianni Versace, dessen Modeschöpfungen ihn zu ausgefallenen Bühnenauftritten inspirierten.
Nach seiner Aufnahme in die »Rock ’n‘ Roll Hall of Fame« 1994, um die er sich divenhaft drücken wollte, entdeckte Elton John ein weiteres Feld für sein künstlerisches Schaffen. Er schrieb unter anderem für den Film und das Musical »König der Löwen«. 1998 wurde Elton John zum Ritter geschlagen und ist seitdem »Sir«. Sieben Jahre später ließ er seine Lebensgemeinschaft mit David Furnish, der später auch sein Management übernahm, offiziell eintragen.
»Ich« von Elton John ist eine Schatzkiste vieler privater Informationen und eine ordentliche Portion Musikgeschichte. Das Buch beschreibt darüber hinaus das Leben eines Schwulen, der mit seiner Musik und seinen Auftritten jeder öffentlichen Diskriminierung Paroli bot. Trotzdem fühlte er sich getroffen, als der Pfarrer den Text der abgewandelten Fassung von »Candles in the Wind« vorab sehen wollte, den Elton John im Rahmen der Trauerfeierlichkeiten von Prinzessin Diana singen würde.
Kurz nach seinem 60. Geburtstag begann für Elton John ein neues Kapitel. Neben der Musik, seinem Fußballverein Watford FC, die überstandenen Skandale, den Einsatz für seine AIDS-Stiftung und vielem mehr gab es auch für ihn und David Furnish noch einen großen Wunsch. Nachdem ihr Versuch scheiterte, ein südafrikanischen und ein ukrainischen Kindes zu adoptieren, zeugten die beiden mit einer gemischten Samenspende und einer Leihmutter in den USA zwei gemeinsame Söhne.
Elton John hat neben seinen Süchten lebensbedrohliche Krankheiten überstanden, Tumore an den Stimmbändern, Herzprobleme, Prostatakrebs, einen Blinddarmdurchbruch und eine beinahe tödliche Infektion nach einer Tournee in Südamerika. Kurz vor dem 70. Geburtstag stellte er sich vor die Wahl zwischen weiteren Tourneen oder der Erziehung seiner Kinder. Elton John entschied sich für die Kinder und schloss seine Konzerte 2018/2019 mit einer Abschiedstour rund um die Welt ab.
Der Anfang in der Kleinstadt Pinner bei London war für Elton John eher schwierig. Doch wie »Der König der Löwen« endet »Ich« happy. Mit »Rocketman«, »Your Song«, »Tiny Dancer«, »Candle in the Wind« und vielen anderen Hits und Alben hat Elton John Musikgeschichte geschrieben. Wer den Mann hinter dieser Musik kennenlernen möchte, wird mit »Ich« aus erster Hand informiert. Das war Elton John seiner Musik, seinen Mitstreitern und seinem Publikum offenbar (noch) schuldig.
Ein Beitrag von www.buecher-blog.net.
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