KEN. Als ich von Münster nach Stuttgart zog, hatte ich ähnliche Probleme. Bis zum Telefonanschluss dauerte es ewig. Ärger mit dem Vermieter gab es bei jeder verpassten Kehrwoche. Wurstsalat mag ich noch immer nicht, und die Stadt ist stets im Fußballfieber. Christina Zacker beschreibt die portugiesische Variante davon und verfasst nebenher einen Kulturführer rund um Stockfisch und Fado.
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Es begann mit einer Pressereise Christina Zackers nach Portugal und der Begegnung mit António, in den sie sich verliebt. Die beiden versuchen es zunächst gemeinsam im Bayrischen. Da António es vor Heimweh nach Lissabon in Deutschland aber nicht aushält, landen die beiden in Portugal.
»Dona« Christina richtet sich rund um die EM 2004 im »Stadion Europas« ein. Ich finde die Packerei und die vielen Umzüge innerhalb Portugals nicht so spannend und komme auch damit zurecht, dass Handwerker dort genau so überraschend zuverlässig oder nachlässig sind wie bei uns. Aber ich verstehe, dass Tausende von Büchern trocken lagern sollten, dass es schwer ist, wenn einen die möglichen Schwiegereltern nicht verstehen. Nach und nach erkennt Zacker, dass in Portugal so manches anders ist. Dass der Bankberater bei der Kontoeröffnung ihre Stromrechnung sehen will, gehört schon bald dazu, und dass die Handwerker nachts um eins klingeln, weil sie es vorher nicht geschafft haben, zeigt immerhin, dass sie sich bemühen.
Je mehr »cunhas« Christina Zucker jedoch hat, je größer also ihr Netzwerk zu anderen Einwanderern und Einheimischen wird, um so leichter fällt es ihr, ihre Ansprüche geltend zu machen und wohnungsmäßig aufzusteigen. Schon bald merkt sie, dass es ziemlich kalt sein kann im Süden Europas. Daran ändert auch der Meerblick nichts.
Manche Fischspeisen stinken ihr auch nach langen Monaten. Selbst an die traditionelle Musik, den Fado, gewöhnt sie sich nur langsam, während die Portugiesen dabei nur so dahinschmelzen. »Kann denn Fado fade sein?« fragt Zacker. Kann schon, muss aber nicht, je nachdem wer mit welchem Timbre diese traditionellen Lieder singt und wie virtuos dazu die Gitarre gespielt wird.
Trotz der vielen Umzugskartons und Schwierigkeiten mit den Behörden, die Zacker als Deutsche erlebt, finde ich das Buch lesenswert. Ich habe mich immer wieder erwischt, dass ich mich auf die nächste Rosine freute. Stierkampf zum Beispiel. Zacker sitzt direkt über dem Tor, durch das die Stiere in die Arena getrieben werden. Und ich freue mich mit der Autorin, dass die Tiere auf eigen Hufen wieder hinaustraben und ihre Wunden sogleich von Tierärzten versorgt werden. Stierkampf ist in Portugal eben anders, und das gilt sicher auch für Fado und die saudade, die schmerzvoll schmachtende Sehnsucht der Portugiesen nach ihrer Heimat. Die hatte ich bei meinem Umzug damals nicht. Aber das lag dann wohl an Münster.
Ein Beitrag von www.buecher-blog.net.
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